Die Universitätsmedizin ist ein integraler und für die Forschung wichtiger Teil der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie ist geprägt durch die beiden national und international sichtbaren und anerkannten Forschungsschwerpunkte
- Immunologie einschließlich Molekulare Medizin der Entzündung und
- Neurowissenschaften.
Sowohl die Neurowissenschaften als auch die immunologische Forschung und die molekulare Entzündungsmedizin haben in kontinuierlicher Folge international sichtbare Sonderforschungsbereiche und andere Gruppenfördermittel eingeworben und verfügen durch das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) über Standorte der außeruniversitären Spitzenforschung.
Wissenschaftler*innen der beiden Forschungsschwerpunkte beschäftigen sich in enger Kooperation mit der Frage, wie sich Immun- und Zentralnervensystem im gesunden Menschen, aber auch in Krankheitssituationen, beispielsweise bei Depression oder immunologischen Erkrankungen, gegenseitig beeinflussen.
Forschungsschwerpunkt Immunologie einschließlich Molekulare Medizin der EntzündungDie immunologische Forschung und die molekulare Entzündungsmedizin haben an der Medizinischen Fakultät eine sehr lange Tradition. Im Zentrum der immunologischen Grundlagenforschung an der Universitätsmedizin steht die Identifikation von Molekülen und Signalwegen, die schützende oder schädigende Immunantworten auslösen und unterhalten. Die Translation der Erkenntnisse aus der immunologischen Grundlagenforschung in die klinische Anwendung, z. B. die gezielte Beeinflussung von Signalmolekülen oder Signalwegen, ist international ein wissenschaftlicher Brennpunkt und hat in den letzten Jahren für medizinische Durchbrüche gesorgt. Herausragende Beispiele dafür sind die neuen Immuntherapien (Checkpoint Inhibitoren, CAR-T cells, Immunobiologicals) die bei einer Vielzahl von Erkrankungen (z. B. Krebs- und Autoimmunerkrankungen) mit enormem Erfolg eingesetzt werden.
Auch an vielen weiteren Volkskrankheiten sind akute und chronische Entzündungsreaktionen ursächlich beteiligt. Dies betrifft auch und in besonderen Maßen chronische Erkrankungen, die vermehrt in der alternden Gesellschaft auftreten, weshalb der immunologische Forschungsschwerpunkt auch zentral in das Landesprogramm Autonomie im Alter eingebunden ist.
In 2014 hat die Medizinische Fakultät die Forschungsaktivitäten des immunologischen Schwerpunktes unter einem Dach zusammengeführt und den Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflammation (GC-I
3) als Profilbereich der Fakultät gegründet. Unter dem Leitmotiv Entzündungen verstehen Volkskrankheiten heilen verfolgt der GC-I
3 das Ziel, eine zukunftsweisende, patientennahe, klinische Krankenversorgung auf der Grundlage exzellenter klinisch-wissenschaftlicher Ausbildung und transnationaler Forschung zu gewährleisten.
Im Mittelpunkt der Forschung des GC-I
3 stehen die Themen:
- Molekulare Mechanismen der Aktivierung und Differenzierung hämatopoetischer und inflammatorischer Zellen,
- Molekulare Grundlagen akuter und chronischer Entzündungen,
- Organspezifischen Immunreaktionen,
- Anwendung hochauflösender bildgebender Verfahren im zellulären und subzellulären Maßstab zur Visualisierung immunologischer und entzündlicher Prozesse,
- Translation experimenteller Forschungsergebnisse in der klinischen Versorgung von Patienten mit Volkskrankheiten.
Tragende Säulen dieser Forschung sind:
- das Else Kröner-Forschungskolleg Magdeburg Die Bedeutung des inflammatorischen Mikromilieus für die Krebsentstehung, in dem junge Ärzte*innen zu Clinical Scientists ausgebildet werden (2. Förderperiode 2018-2023),
- das DFG-Graduiertenkolleg 2408 (GRK 2408) Maladaptive Prozesse an physiologischen Grenzflächen bei chronischen Erkrankungen (2. Förderperiode 2023 - 2027),
Der immunologische Schwerpunkt und der GC-I
3 sind integrale Teile des universitären Forschungszentrums CHaMP (Center for Health and Medical Prevention) und unterhält enge Beziehungen zu den drei anderen Forschungszentren der OVGU (CDS, CBBS und CAME).
Forschungsschwerpunkt Neurowissenschaften:Die neurowissenschaftliche Forschung gehört traditionell zu den profilbestimmenden Forschungsschwerpunkten. Mit dem Forschungsschwerpunkt im Bereich der Entschlüsselung der neurobiologischen Grundlagen von Lernen und Gedächtnis auf allen Organisationsebenen des menschlichen Gehirns sowie dem Verständnis der Mechanismen von Demenz, Morbus Parkinson bis hin zu Depressionen und Schizophrenie schafft der neurowissenschaftliche Schwerpunkt die Grundlage für die Entwicklung innovativer und nachhaltiger Therapiekonzepte. Er geht damit auf die gegenwärtige demographische Entwicklung in Sachsen-Anhalt ein und verfügt über ein breites disziplin-übergreifendes Potential, um dieser dringenden gesellschaftlichen Relevanz zu entsprechen. Dies manifestiert sich in der engen Kollaboration der Medizinischen Fakultät mit dem am
CBBS beteiligten Institutionen und führt beispielsweise zu anwendungsorientierten Ansätzen im Bereich von Gehirn-Maschine-Schnittstellen oder der Weiterentwicklung der humanen Bildgebung. Letztere prägt vor allem die Forschungsarbeiten des Forschungscampus
STIMULATE. Des Weiteren steht die Weiterentwicklung von Präventionsstrategien und Therapiekonzepten für an Demenz leidende und andere neurobiologisch erkrankte Menschen im Landesprogramm
Autonomie im Alter klar im Fokus.
Gleichermaßen dient der 2015 eröffnete
CBBS-Science-Campus der weiteren Festigung und dem zielorientierten Ausbau erfolgreich etablierter Allianzen innerhalb des neurowissenschaftlichen Forschungsschwerpunktes mit dem Fokus auf den Aufbau eines Trainings- und Ausbildungsprogramms für naturwissenschaftliche Postdoktoranden. Im Rahmen des
CBBS Postdoctoral Networks werden momentan an der Medizinischen Fakultät, der Fakultät für Naturwissenschaften, am LIN und am DZNE Nachwuchswissenschaftler*innen mit translationalen Projekten gefördert.
Besondere Forschungsinhalte des neurowissenschaftlichen Schwerpunkts sind:
- Charakterisierung neuronaler Mechanismen von Wahrnehmungsprozessen,
- Kortikale und subkortikale Mechanismen attentionaler Selektionen im visuellen System,
- Neuronale Mechanismen und Pathogenese neurodegenerativer Erkrankungen,
- Translation Grundlagen-orientierter Forschung im Bereich der neuropathologischen experimentellen Forschung,
- Identifizierung von Biomarkern zur Unterstützung der individuellen Diagnostik und Therapie,
- Erforschung neurobiologischer Ursachen psychischer Störungen,
- Klärung der Mechanismen neurophysiologischer Alterungsprozesse assoziiert mit milden Funktionsstörungen.
Der Forschungsschwerpunkt wird maßgeblich durch folgende Verbünde getragen:
- DFG-Graduiertenkolleg 2413 (GRK 2413) "Die alternde Synapse, molekulare, zelluläre und verhaltensbiologische Mechanismen des kognitiven Leistungsabfalls" (2. Förderperiode 2023-2027),
- DFG-Sonderforschungsbereich 1436 "Neuronale Ressourcen der Kognition" (Förderung 2021-2024),
- ERC Starting Grant "How does our brain store bodily experiences?" (BodyMemory) (Förderung 021-2026),
- Landesprojekt: Exzellenz-Cluster Initiative "Kognitive Vitalität" (Förderbeginn 2022) mit dem Ziel der Antragstellung am DFG Exzellenz-Cluster Förderprogramm.
Center for Health and Medical Prevention CHaMPDas Forschungszentrum CHaMP verbindet über 65 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus acht Fakultäten der Universität mit einem gemeinsamen Forschungsinteresse.
Kernthema des Forschungszentrums ist die Prävention von Volkskrankheiten. Zentrale Elemente sind dabei die Weiterentwicklung einer personalisierten Medizin sowie der Präzisionsmedizin. Künftig soll es also möglich sein, Patienten und Patientinnen mit maßgeschneiderten, individualisierten Therapien zielgerichteter behandeln zu können und insbesondere Krankheiten durch gezieltes Vorbeugen gar nicht erst entstehen zu lassen. Für dieses ehrgeizige Vorhaben ergänzen sich im CHaMP unter anderem Fachleute aus der Molekularbiologie, Entzündungsforschung, Biosensorik, Nanotechnologie, hochauflösenden Mikroskopie sowie aus den Material-, Wirtschafts- und Humanwissenschaften.
C-I-R-C und DZPGIn 2021 wurden die gemeinsame Initiative von Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen der Medizinischen Fakultät Magdeburg und Kolleg*innen mehrerer Forschungseinrichtungen in Halle und Jena
C-I-R-C (Center for Intervention and Research on adaptive and maladaptive brain Circuits underlying mental health) ausgewählt, mit Bundesförderung einen Standort des neuen Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) in Mitteldeutschland aufzubauen. Ziel ist es, neuartige Konzepte für die Prävention, Diagnose und Behandlung psychischer Störungen zu entwickeln und in die Anwendung zu bringen.
Klinisch-wissenschaftliche Ausbildung und WeiterbildungDie Exzellenz der Forschung hat profunde Auswirkungen auf die klinisch-wissenschaftliche Ausbildung und Weiterbildung am Standort. Diese zeigt sich beispielsweise in:
- der ständigen Weiterbildung der Lehrformen: fächerübergreifende Lehre, Einzelfall- und Systembezug in der Konzeptionalisierung von Therapien und interprofessionelle Zusammenarbeit,
- der Vermittlung von Grundlagen zu Wissenschaft und Forschung im Rahmen des Medizinstudiums,
- dem Aufbau eines strukturierten Promotionskollegs für Medizinstudenten (Else Kröner-Forschungskolleg Magdeburg und CBBS),
- speziellen Weiterbildungscurricula der Assistenten*innen auf dem Weg zum Facharzt (kompetenzorientierte Weiterbildung),
- der Förderung wissenschaftlich interessierter Ärzte im Rahmen eines strukturierten Clinician Scientist Programms (Else Kröner-Forschungskolleg Magdeburg und SFB 854),
- Etablierung neuer Ausbildungs- und Weiterbildungsmodelle im demographischen Wandel durch Netzwerkbildung in ländlichen Gebieten, wie beispielsweise im Norden Sachsen-Anhalts.
Klinisch-translationale PotentialbereicheDie Medizinische Fakultät hat über die beiden etablierten Forschungsschwerpunkte hinaus fünf klinisch-translationale Potentialbereiche definiert:
- Translationale klinische Onkologie
- Muskuloskelettale, rekonstruktive Chirurgie
- Herz-Kreislauf-Medizin
- Infektionsmedizin und
- Seltene Erkrankungen.
Verbundprojekte mit Beteiligung der Medizinischen Fakultät- EU-Horizon Europe Research and Innovation Project: "MELISSA" (Mobile Artificial Intelligence Solution for Diabetes Adapted Care) (2022-2026),
- EU-Horizon Europe Marie S. Curie Innovative Training Network: "EGRET-AAA" (European Glaucoma Research Training program) (2022-2026)
- EU-Horizon Europe Research and Innovation Project: “EURAS” (European network for neurodevelopmental RASopathies (2023-2027)
- EU-Horizon Europe Research and Innovation Project: “PULSE” (3 D Printing of Ultra-fideLity tissues using Space for anti-ageing solutions on Earth) (2023-2028)
- EU-Horizon Europe Research and Innovation Project: “PoSyMed” (Populationssystemmedicine) (2023-2026)
- EU-Horizon Europe Research and Innovation Project: “TOGAS” (Towards gastric cancer screening in Europe) (2023-2026)
- BMBF-gefördertes Projekt: "DaTHMed-LSA" (Datentreuhandverbund biomedizinischer Forschungsdaten Land Sachsen-Anhalt) (2022-2024)
- BMBF-gefördertes Projekt: “SOFINA“ (Simulationsgestützte Optimierung von Flow-Divertern zur Behandlung intrakranieller Aneurysmen) (2023–2026)
- BMBF-gefördertes Projekt: “NAKO“-Gesundheitsstudie (2023–2028)
- BMBF-gefördertes Projekt: “HiChol“ (Translationales Netzwerk zu hereditären intrahepatischen Cholestasen: Koordination, Sequenzierung, funktionelle Analyse von genetischen Veränderungen; Darmmikrobiom und Register) (2023-2026)
- GBA Innovationsfonds - Projekt: "CARE" Computerassistierte Risiko-Evaluation in der Früherkennung psychotischer Erkrankungen (2022-2024)
- GBA Innovationsfonds Projekt: "LeAf Trauma" (2022-2025)
- GBA Innovationsfonds - Projekt: "AVENIR" (Verbesserung der Versorgung von Sepsispatienten) (2022-2025)
- GBA Innovationsfonds - Projekt: "IPS-Pilot“ (Integrierte Psychosoziale Versorgung in der Intensivmedizin: Partizipative Entwicklung und Pilotierung eines innovativen Versorgungsansatzes) (2023-2025)
- Deutsche Krebshilfe Exzellenzförderprogramm: "Neuro-Immun-Checkpoint im Melanom" (2022-2027)
Corona Sondervermögen Land Sachsen-Anhalt Maßnahme 19 Vorhaben zur Pandemieforschung (2022-2025)- CSV 1 - Fluoreszierende Reporter-Zelllinien für (neuartige) Viren einschließlich SARS-CoV-2
- CSV 2 - Implementierung von Strategien für die Infektionskettenanalysen in Sachsen-Anhalt im Verbund mit der CeCOI (Deutsche COVID-19 OMICS Initiative)
- CSV 3 - Basismodul Serologische Untersuchungen bei Blutspendern des Großraums Magdeburg auf Antikörper gegen SARS-CoV-2: Antikörper und T-Zell-Surveillance im Übergang zur Endemie
- CSV 4 - Stärkung der Pandemie-Resilienz im Feld der psychischen Gesundheit mittels Tele-Psychotherapie und digitalen Präventionsangeboten in Sachsen-Anhalt
- CSV 5 - Frontale transkranielle Gleichstromstimulation als potenzielle Behandlung von Long-COVID-bedingter Fatigue
- CSV 6 - Langzeit-Untersuchungen zur Prävalenz definierter Autoantikörper bei Blutspender:innen im Großraum Magdeburg nach COVID-19-Impfung und COVID-19-Erkrankung
- CSV 7 - Neue Biomarker zur Vorhersage von Long COVID im klinisch relevanten Infektionsmodell und in humanen Proben
Vernetzung mit außeruniversitären GroßforschungseinrichtungenDie Medizinische Fakultät ist mit einer Vielzahl von lokalen und regionalen außeruniversitären Großforschungseinrichtungen vernetzt, was sich u. a. auch in den erfolgreich abgeschlossenen Ko-Berufungen widerspiegelt.
- Leibnitz-Institut für Neurobiologie (LIN) in Magdeburg,
- Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Magdeburg,
- Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) in Magdeburg,
- Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI) in Leipzig,
- Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig.