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Studie der Uni Halle: Deutsche bekommen wieder mehr Kinder
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In Deutschland kommen wieder mehr Kinder zur Welt. Vor allem in städtischen Gebieten steigen die Geburtenzahlen seit 2008 stetig an. In ländlichen Regionen zeichnet sich eine Geburtenwende nur schwach ab. Der Unterschied zwischen den alten und neuen Bundesländern sei dagegen deutlich geringer geworden, schreiben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Wirtschaftsdienst".
Dresden, Frankfurt am Main und München sind der Studie zufolge die geburtenreichsten Städte in Deutschland. Jährlich kommen hier auf tausend Einwohner fast zwölf Geburten. Auch in anderen Großstädten ist die Geburtenquote nach langer Zeit wieder angestiegen: In Hamburg kamen 2014 sogar gut zehn Prozent mehr Kinder zur Welt als noch im Referenzjahr 1990. Berlin erreichte im selben Jahr nach einer Zeit des Geburtenrückgangs wieder den Ausgangswert von damals. "Unsere Analysen zeigen, dass die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern verschwinden", sagt Dr. Tobias Weirowski vom Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der MLU. Viel deutlicher sei dagegen der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Regionen: In der niedersächsischen Gemeinde Osterode am Harz etwa liegt die Geburtenziffer gerade einmal bei 6,5 Geburten pro tausend Einwohner.
Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler detaillierte Analysen der Geburtenzahlen in Deutschland durchgeführt. Mit Hilfe der Daten des europäischen Statistikamts Eurostat konnten sie die Entwicklung der Geburtenzahlen bis 2014 nicht nur auf Ebene der 16 Bundesländer beschreiben, sondern hatten Daten von 373 Einzelregionen in Deutschland. Diese Unterteilung ermöglichte ihnen Analysen auf der Ebene von Landkreisen, Städten und mitunter sogar Stadtteilen. Die Idee dahinter: Während deutschlandweit die Gesamtzahl an Geburten nur leicht zunimmt, könnte das Bild in einzelnen Teilen sehr unterschiedlich ausfallen. Ziel der Arbeit war es, Regionen mit einer Geburtenwende ausfindig zu machen. "Damit ist gemeint, dass sich in diesen Regionen eine nachhaltige Trendwende vollzogen haben muss und sich die Geburtenziffer kontinuierlich steigert", erklärt Studienleiter Prof. Dr. Martin Klein von der MLU. Dem Problem zufälliger Ausreißer in den Daten wurden dabei methodisch begegnet, um robuste statistische Ergebnisse zu erhalten.
Die Geburtenwende, so die Forscher, habe Anfang der 2000er Jahre in den neuen Bundesländern begonnen. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts erstreckt sich diese Entwicklung aber über viele Metropolregionen und größere Städte im gesamten Bundesgebiet, später auch auf kleinere urbane und mitunter sogar ländliche Gebiete. Bis Ende 2014 haben die Wissenschaftler in weiten Teilen Deutschlands eine Trendwende beobachten können: Nur in 18 der 373 untersuchten Regionen ist die Geburtenziffer weiter gesunken. "Von den Babyboom-Jahren der 1960er Jahre sind wir heute weit entfernt. Wenn wir uns aber die Zahlen der letzten 15 Jahre anschauen, erkennen wir in vielen Regionen Deutschlands einen positiven Trend", fasst Martin Klein zusammen.
Über die Gründe für diese positive Entwicklung lasse sich bisher nur spekulieren. "Zum einen fällt diese Entwicklung in eine Zeit neuer familienpolitischer Maßnahmen, vor allem der Einführung des Elterngeldes 2007", so Weirowski. Zum anderen könnten auch die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre dafür gesorgt haben, dass junge Menschen ihre Lebensentwürfe wieder verstärkt am Familienleben ausrichten und dass Kinder einen höheren Stellenwert bekommen. Gleichzeitig, dafür spreche die Tatsache, dass die Geburtenwende verstärkt in Städten zu beobachten ist, bieten urbane Regionen bessere Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, und generell eine bessere Infrastruktur, also zum Beispiel auch bessere Chancen auf Plätze in Kindertagesstätten.
In weiteren Studien wollen die Forscher aus Halle die Entwicklungen aus Deutschland nun mit anderen europäischen Ländern vergleichen. Besonderes Interesse gilt dann den Staaten, die stärker aus Deutschland von den Wirtschaftskrisen betroffen waren.
Zur Publikation:
Martin Klein, Tobias Weirowski, Rahel Künkele (2016). Geburtenwende in Deutschland - was ist dran und was sind die Ursachen? In: Wirtschaftsdienst 96, 2016, Heft 9
Dresden, Frankfurt am Main und München sind der Studie zufolge die geburtenreichsten Städte in Deutschland. Jährlich kommen hier auf tausend Einwohner fast zwölf Geburten. Auch in anderen Großstädten ist die Geburtenquote nach langer Zeit wieder angestiegen: In Hamburg kamen 2014 sogar gut zehn Prozent mehr Kinder zur Welt als noch im Referenzjahr 1990. Berlin erreichte im selben Jahr nach einer Zeit des Geburtenrückgangs wieder den Ausgangswert von damals. "Unsere Analysen zeigen, dass die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern verschwinden", sagt Dr. Tobias Weirowski vom Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der MLU. Viel deutlicher sei dagegen der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Regionen: In der niedersächsischen Gemeinde Osterode am Harz etwa liegt die Geburtenziffer gerade einmal bei 6,5 Geburten pro tausend Einwohner.
Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler detaillierte Analysen der Geburtenzahlen in Deutschland durchgeführt. Mit Hilfe der Daten des europäischen Statistikamts Eurostat konnten sie die Entwicklung der Geburtenzahlen bis 2014 nicht nur auf Ebene der 16 Bundesländer beschreiben, sondern hatten Daten von 373 Einzelregionen in Deutschland. Diese Unterteilung ermöglichte ihnen Analysen auf der Ebene von Landkreisen, Städten und mitunter sogar Stadtteilen. Die Idee dahinter: Während deutschlandweit die Gesamtzahl an Geburten nur leicht zunimmt, könnte das Bild in einzelnen Teilen sehr unterschiedlich ausfallen. Ziel der Arbeit war es, Regionen mit einer Geburtenwende ausfindig zu machen. "Damit ist gemeint, dass sich in diesen Regionen eine nachhaltige Trendwende vollzogen haben muss und sich die Geburtenziffer kontinuierlich steigert", erklärt Studienleiter Prof. Dr. Martin Klein von der MLU. Dem Problem zufälliger Ausreißer in den Daten wurden dabei methodisch begegnet, um robuste statistische Ergebnisse zu erhalten.
Die Geburtenwende, so die Forscher, habe Anfang der 2000er Jahre in den neuen Bundesländern begonnen. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts erstreckt sich diese Entwicklung aber über viele Metropolregionen und größere Städte im gesamten Bundesgebiet, später auch auf kleinere urbane und mitunter sogar ländliche Gebiete. Bis Ende 2014 haben die Wissenschaftler in weiten Teilen Deutschlands eine Trendwende beobachten können: Nur in 18 der 373 untersuchten Regionen ist die Geburtenziffer weiter gesunken. "Von den Babyboom-Jahren der 1960er Jahre sind wir heute weit entfernt. Wenn wir uns aber die Zahlen der letzten 15 Jahre anschauen, erkennen wir in vielen Regionen Deutschlands einen positiven Trend", fasst Martin Klein zusammen.
Über die Gründe für diese positive Entwicklung lasse sich bisher nur spekulieren. "Zum einen fällt diese Entwicklung in eine Zeit neuer familienpolitischer Maßnahmen, vor allem der Einführung des Elterngeldes 2007", so Weirowski. Zum anderen könnten auch die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre dafür gesorgt haben, dass junge Menschen ihre Lebensentwürfe wieder verstärkt am Familienleben ausrichten und dass Kinder einen höheren Stellenwert bekommen. Gleichzeitig, dafür spreche die Tatsache, dass die Geburtenwende verstärkt in Städten zu beobachten ist, bieten urbane Regionen bessere Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, und generell eine bessere Infrastruktur, also zum Beispiel auch bessere Chancen auf Plätze in Kindertagesstätten.
In weiteren Studien wollen die Forscher aus Halle die Entwicklungen aus Deutschland nun mit anderen europäischen Ländern vergleichen. Besonderes Interesse gilt dann den Staaten, die stärker aus Deutschland von den Wirtschaftskrisen betroffen waren.
Zur Publikation:
Martin Klein, Tobias Weirowski, Rahel Künkele (2016). Geburtenwende in Deutschland - was ist dran und was sind die Ursachen? In: Wirtschaftsdienst 96, 2016, Heft 9
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