Innovationsportal Sachsen-Anhalt

« Förderinformationen

Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet Erfahrbares Lernen

Termin:
20.02.2015
Fördergeber:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gegenstand der Förderung ist die Entwicklung von Lehr- und Lernsystemen einer neuen Art und Qualität, die es in der Interaktion mit dem Menschen ermöglichen, Lerninhalte erfahrbar und besser begreifbar zu machen. Dadurch sollen Möglichkeiten geschaffen werden, Wissen und Fertigkeiten effizient und praxisnah zu erwerben bzw. zu erlernen. Diese Systeme müssen nachweislich über herkömmliche und derzeit auf dem Markt verfügbare Medientechnologien (z. B. Tablets, PC) hinausgehen und neuere Erkenntnisse und Konzepte aus der Kognitionswissenschaft und Pädagogik (z. B. Gamifizierung, Embodiment-Theorie) nutzen.
Gefördert werden Projekte, die unter einem oder mehreren der folgenden Aspekte Fortschritte gegenüber dem aktuellen Stand der Forschung aufweisen:
- Erfahrbares Lernen durch die Entwicklung neuer Formen der Interaktion: Durch die Verwendung von intelligenten Objekten und neuen Visualisierungsmöglichkeiten kann die Nutzerin/der Nutzer Inhalte nicht nur theoretisch erlernen, sondern ,,live" in der Praxis erfahren (Stichwort: Embodiment). Wissen wird greifbar und praktische Fertigkeiten können direkt angewandt und erprobt werden.
- Individuelle Anpassung an Wissensstand und Lernanforderungen: Entwicklung von innovativen Methoden zur sensorischen Erfassung des Kontextes der Lernenden müssen entwickelt und integriert werden. Dabei darf die Nutzerin/der Nutzer nicht im Lernprozess eingeschränkt werden und das System muss einfach in der Handhabung sein.
- Direkte Rückspiegelung des Lernfortschritts: Um die Lernenden stärker zu motivieren, ist die unmittelbare Sichtbarkeit des Lernfortschritts wichtig. Im Bedarfsfall sollten mittels MTI-Technologien Objekte anhand eingebauter Sensoren sofort Rückmeldungen zum sachgerechten Gebrauch an die Lernenden oder Lehrenden weitergeben. Die Lehrkraft ist unabhängig von ihrem Standort jederzeit ansprechbar und kann anhand von übermittelten Informationen unterstützend eingreifen.

Bei der Entwicklung der neuen Technologien ist ein systemischer Ansatz zu verfolgen: Technische Innovationen müssen im Kontext von kognitionswissenschaftlichen und didaktischen Konzepten entwickelt werden. So sollten Erkenntnisse aus den Kognitionswissenschaften über die Verarbeitung und Repräsentation von Wissen, Lernstrategien sowie die Steuerung von Aufmerksamkeit in die Projekte mit einfließen. Konzepte für eine erfolgreiche Verankerung der neuen Lernformen in die Struktur der jeweiligen Lehr- und Lernumgebung sollen dabei mitentwickelt werden. Es gilt sicherzustellen, dass gegenüber herkömmlichen Methoden eine Verbesserung des Lerneffekts durch die praktische Anwendung der Lehr- und Lernsysteme erreicht werden kann. Vorteile, welche für die Nutzerin/den Nutzer durch die Verwendung der Systeme entstehen, sollten in wissenschaftlichen Studien transparent dargestellt werden können. Projekte, die reine Softwarelösungen (z. B. eLearning-Konzepte) zum Ziel haben, werden im Rahmen dieser Bekanntmachung nicht gefördert. Vielmehr stehen ganzheitliche Lösungen im Mittelpunkt, in denen Hard- und Software gemeinsam weiterentwickelt werden.

Die Zweckmäßigkeit der neuen Interaktionsmethoden, die individuelle Anpassbarkeit und/oder die direkte Rückspiegelung des Lernfortschritts müssen im Rahmen einer projektbegleitenden Evaluierung praxisnah untersucht werden. Projektbegleitende Untersuchungen sollten weiterhin prüfen, inwieweit die Verwendung von Lehr- und Lernsystemen das Lernverhalten der Nutzerinnen und Nutzer verändert. Die Risiken einer ständigen Verfügbarkeit von Informationen und externen Kompetenzen sollen dabei adressiert werden. Das Problem einer möglichen Abhängigkeit von technischen Systemen sollte berücksichtigt und die vom System zu übernehmenden Aufgaben und Kompetenzen unter diesem Gesichtspunkt kritisch beleuchtet werden.
Essenziell ist auch, dass Fragen zur Kontrolle der Nutzerinnen und Nutzer durch das System sowie zur Speicherung der aufgenommenen Daten und ihrer Weiterverwendung in den Projekten bearbeitet werden. Da die Systeme sensible Informationen über Personen und deren Umgebung aufnehmen, ist eine explizite Einbindung von Expertise ethischer, rechtlicher und sozialer Art (ELSI) in die Projektkonsortien eine unerlässliche Voraussetzung für eine Förderung.
Um die oben beschriebenen Evaluationen der Lehr- und Lernsysteme, den Einfluss von neuen Technologien und die ELSI-Aspekte zu berücksichtigen, ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig, der in einem aussagefähigen Arbeitsplan und einer entsprechenden Konsortialstruktur erkennbar sein muss. Gefördert werden anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, welche - in einem angemessenen interdisziplinären Ansatz aus beispielsweise Ingenieur- und Naturwissenschaften, Informatik, Psychologie, Designforschung sowie Pädagogik und Erziehungswissenschaften - den aktuellen Stand der Forschung im Bereich MTI-basierter Lehr- und Lernsysteme für den sekundären und tertiären Bildungsbereich und das lebenslange Lernen maßgeblich voranbringen und einen deutlichen Mehrwert zu bereits existierenden Lösungen aufweisen.

Kontakt:
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Projektträger ,,Demografischer Wandel; Mensch-Technik-Interaktion"
Steinplatz 1
10623 Berlin
Dr. Jens Apel
Dr. Wenke Apt
Tel: 0 30/31 00 78-1 01

Weitere Informationen:
http://www.bmbf.de/foerderungen/25019.php