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"Be-Up"-Studie zur aktiven Geburt startet in die Umsetzungsphase

von Cornelia Fuhrmann
v.l.n.r.: Hebamme Sandra Koch (UKH), Susann Rostek, Hebamme Nicole Rostalski (UKH), Studienleiterin Dr. Gertrud M. Ayerle, Projektmitarbeiterin Sabine Streibich (beide Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Universität Halle)
Die Studie "Be-Up: Geburt aktiv" untersucht, inwieweit die Umgebung und Ausstattung eines Gebärraums Einfluss auf den Geburtsverlauf nehmen kann. Nachdem in den vergangenen Monaten in den beteiligten Kliniken alternative Gebärräume eingerichtet wurden, werden nun die Studienteilnehmerinnen können nun schwangere Frauen, deren Geburtswehen begonnen haben, an der Studie teilnehmen.

Die These lautet: Frauen, die unter der Geburt selbstbestimmt und aktiv handeln können, erleben weniger Komplikationen, die Interventionen erfordern.
 
Binnen zwei Jahren werden es bis zu 4.000 Teilnehmerinnen sein, die in sieben Kliniken in Nordrhein-Westfalen sowie am Universitätsklinikum Halle (Saale), den Städtischen Klinika in Dessau und Brandenburg/Havel und dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin mit einer natürlichen Geburt ihr Kind zur Welt bringen. Mit dem Universitätsklinikum Jena soll noch eine fünfte ostdeutsche Einrichtung hinzukommen, hier laufen die Verhandlungen. Die Bereitschaft, Teil der Studie zu sein, war im Übrigen sehr gut. "Es hatten sich etwa doppelt so viele Einrichtungen gemeldet, die mitmachen wollten, das hat uns sehr gefreut", sagt die Hebammenwissenschaftlerin Dr. Gertrud M. Ayerle vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die die Studie leitet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,1 Millionen Euro gefördert.
 
Verglichen werden in der "Be-Up"-Studie die Geburten in den üblichen Gebärräumen mit denen, die in den alternativen Gebärräumen der Kreißsäle stattfinden. Um herauszufinden, wie die Mütter die Geburt erlebt haben, werden sie auf der Wochenstation und drei Monate nach der Geburt schriftlich befragt.
 
"Die alternativ eingerichteten Gebärräume sind darauf ausgerichtet, dass die Frauen sich selbstbestimmt bewegen können und die Umgebung so nutzen können, wie sie möchten und je nachdem, wie sie sich fühlen", erklärt Ayerle. Die Frauen haben die Möglichkeit, verschiedene Steh- und Sitzpositionen einzunehmen und Schaumstoffelemente zu nutzen. Es gibt eine Snackbar und einen Monitor, der Naturszenen zeigt.
 
"Die wissenschaftliche Literatur deutet daraufhin, dass Bewegung sowie die aufrechte Körperhaltung sich positiv auf die Geburt auswirken. Einerseits, weil sozusagen die Schwerkraft unterstützend wirkt und das Kind entsprechend positioniert, und andererseits, weil diese Körperhaltung beispielsweise eine bessere Durchblutung der Gebärmutter fördert", so Ayerle. Das könne dazu beitragen, dass weniger Komplikationen auftreten, die im äußersten Fall einen Kaiserschnitt erforderlich machen. Somit könne perspektivisch die Kaiserschnittrate gesenkt werden, die in Deutschland bei rund 30 Prozent und deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO (bis zu 15 Prozent) liege. Das reduziere auch das Risiko für weitere Komplikationen und einen Kaiserschnitt in der nachfolgenden Schwangerschaft, so Ayerle.
 
Die Kreißsäle der teilnehmenden Kliniken zeigten sich zudem der Studie gegenüber offen und freuen sich, dass sie mit der alternativen Geburtsumgebung etwas Neues anbieten können. "Wir unterstützen die Studie sehr gerne. Unsere Geburtsräume sind generell sehr freundlich und angenehm eingerichtet. Der alternative Gebärraum geht aber noch ein Stück weiter und schafft eine individuell veränderbare Umgebung mit der maximalen medizinischen Sicherheit für Mutter und Kind und einer noch intensiveren Betreuung durch die Hebammen. Damit erweitern wir die Möglichkeiten für unsere Schwangeren und sind gespannt auf das Ergebnis der Studie", sagt Prof. Dr. Michael Tchirikov, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin des halleschen Universitätsklinikums (UKH). "Die Frauen können mit der flexiblen Positionierung der Schaumstoffelemente jede für sie angenehme Position einnehmen oder sich, wie der Titel Be-Up` ja impliziert, frei bewegen. Wir als Hebammen können aufgrund der Raumgestaltung die volle Bandbreite unserer Tätigkeiten ausschöpfen, das kommt uns sehr entgegen", ergänzt Sandra Koch, Hebamme und stellvertretende pflegerische Bereichsleitung für Geburtshilfe.
 
Im Vorfeld hatten Ayerle und ihre wissenschaftlichen Kolleginnen und Kollegen Schwangere befragt, ob sie an einer solchen Studie teilnehmen würden und die Resonanz sei sehr gut gewesen. Die Teilnehmerinnen haben auch sonst bei den Geburten keinen Einfluss darauf, welcher Geburtsraum ihnen im Kreißsaal zugewiesen wird. Die tatsächliche Zuordnung, ob die Geburt im üblichen oder alternativen Gebärraum stattfindet, erfolgt in der Studie zufällig per Computer. Die fachliche und medizinische Begleitung seitens der Ärztinnen und Ärzte sowie der Hebammen stehe allen gleichermaßen zur Verfügung.

weitere Informationen :
Be-Up-Studie
Projektseite des Instituts
Universitätsmedizin Halle (Saale)