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Grundlagenforschung zur Rezeptionsgeschichte Händels in den Diktaturen Deutschlands

Projektbearbeiter:
Dr. Lars Klingberg, Susanne Spiegler M. A., Katrin Gerlach M. A.
Finanzierung:
Bund;
In diesem Projekt arbeiten der Lehrstuhl für Historische Musikwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit der Stiftung Händel-Haus (Direktor: Clemens Birnbaum) zusammen. Dort ist auch das Vorhaben angesiedelt, das von dem Beautragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages sowie von der Stiftung Händel-Haus gefördert wird.Zu den Desideraten der Händel-Forschung gehört eine Aufarbeitung der Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Komponisten, die über punktuelle Analysen und Interpretationen hinausgeht und auf breiter Dokumentenbasis übergreifende Zusammenhänge in den Blick nimmt. Das Forschungsvorhaben widmet sich zwei bedeutenden Feldern der Händel-Rezeption, die durch den Diktaturbegriff miteinander verbunden sind. So unstrittig es ist, dass NS-Staat und DDR diktatorische Systeme gewesen sind, so wichtig erscheint es doch auch, die Unterschiede zwischen beiden Diktaturen aufzuzeigen und in die historische Betrachtung einzubeziehen. Der totalitären Diktatur des NS-Staates steht mit der DDR ein System gegenüber, das unmittelbar an die Zeit des Nationalsozialismus anschließt, dessen totalitärer Zuschnitt freilich anders geartet ist. Historische Debatten haben sich an der Frage entzündet, ob die DDR überhaupt als totalitäre Diktatur oder nicht vielmehr als autoritäre Diktatur anzusprechen sei. Beide Diktaturen sind nicht voraussetzungslos gewesen: Die Genese beider Systeme liegt im weiteren Sinn im 19. Jahrhundert und im engeren Sinne in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, für die DDR in der spezifischen Machtkonstellation der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. So wird das Nachdenken über die je verschiedenen Voraussetzungen auch das Nachdenken über die Eigenart des Systeme differenzieren helfen. Wie die Gestalt und Musik Händels in beiden Diktaturen für politische Zwecke instrumentalisiert wurde und ob es innerhalb der Systeme, gleichsam jenseits der offiziellen Vereinnahmung, Freiräume eines eher neutralen oder gar subversiven Umgangs mit Händel gab, ist bislang nicht auf breiter Basis untersucht worden, so dass das anvisierte Projekt im Bereich der Quellenerschließung Grundlagenforschung leistet. Genauso wenig geklärt ist die Frage nach Kontinuitäten der Händel-Deutung von der Weimarer Republik in den Nationalsozialismus und vom Nationalsozialismus in den DDR-Staat. Das Projekt wird dabei auch die verschiedenen Medien und Erscheinungsformen von Musik im 20. Jahrhundert, und speziell die Rolle der neuen Massenmedien in den Blick nehmen. Vor allem aber werden die Verflechtung verschiedener Institutionen und gesellschaftlicher Subsysteme wie auch die Rolle einzelner prägender Persönlichkeiten betrachtet, um eine vertiefte strukturgeschichtliche Analyse der Phänomene zu erzielen.

Anmerkungen

Schlagworte:
Georg Friedrich Händel, Musik und Politik, Totalitarismus

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