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Vetus Latina: Lukas-Evangelium

Projektbearbeiter:
Thomas Bauer
Finanzierung:
Fördergeber - Sonstige;
Die kritische Edition der altlateinischen Fassung des Lukasevangeliums ist schon lange ein Desiderat der Forschung. "Vetus Latina" ist eine Sammelbezeichnung für die ältesten lateinischen Übersetzungen biblischer Schriften. Deren Anfänge reichen bis in das 2. Jh. n.Chr. zurück und sind lediglich in wenigen, meist fragmentarisch erhaltenen Handschriften und in mehr oder weniger genauen Zitaten bei den älteren lateinischen Kirchenschriftstellern überliefert. Mit der Ausbreitung des Christentums im lateinisch sprachigen Westen des Römischen Reich (zunächst Nordafrika, dann auch Norditalien, Gallien, die iberische Halbinsel und die britischen Inseln) entstand eine Vielzahl unterschiedlicher, oft eigenwilliger und von einer kirchlichen Institution nicht autorisierter Übertragungen der biblischen Schriften ins Lateinische. Während die Vetus Latina alle lateinischen Übertragungen umfasst, stellt die Vulgata den Versuch einer kirchlich initiierten und sanktionierten Vereinheitlichung verschiedener Formen der altlateinischen Übersetzungen dar, die mit dem Namen des Papstes Damasus († 384) und des Theologen Hieronymus († 419) verbunden ist. Das Erscheinungsbild des altlateinischen Textes ist gegenüber dem Vulgata-Text uneinheitlich. Die in den Handschriften bezeugten Formen der Vetus Latina lassen sich in den älteren nordafrikanischen und mehrere davon abhängige europäischen Texttypen einteilen; davon lassen sich nochmals jüngere Bearbeitungen unterscheiden, bei denen es oft zu einer Mischung zwischen Textformen der Vetus Latina und der Vulgata kommt (gemischte Textypen). Die Rekonstruktion der altlateinischen Texttypen des Lukasevangelium ist mit zwei besonderen Schwierigkeiten konfrontiert: zum einen der bilingue Codex Bezae Cantabrigiensis aus dem 5. Jahrhundert, der neben einem eigenartigen, nur schwer in die Textgeschichte des Evangeliums einzuordnenden griechischen Text mit einer ebenfalls auffälligen lateinischen Übertragung bietet; zum anderen die Frage nach dem Verhältnis der altlateinischen Fassungen des Lukasevangeliums zu Aussagen über das (verlorene) Evangelium Markions.

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