Innovationsportal Sachsen-Anhalt

« Forschungslandschaft: Projekte

ELISE - Entlastung der Pflegeinfrastruktur durch IT-basierte Einbindung spontanen bürgerlichen Engagements

Projektleiter:
Finanzierung:
Vielen pflegebedürftigen Menschen würde eine kurzfristige und situationsspezifische Unterstützung, bspw. bei Verrichtungen des täglichen Lebens, helfen und ein insgesamt selbständigeres Leben ermöglichen. Ziel des Vorhabens ELISE ist es, freiwillige, ehrenamtliche (Spontan-)Helfer für eine solche Hilfe zu mobilisieren und die Vermittlung/Koordination durch moderne IT-gestützte Kommunikationsformen zu realisieren.
Ehrenamtliche Hilfe ist in der Pflege ein zunehmend wichtiger Eckpfeiler, um pflegebedürftige Personen zu unterstützen und Familien/Pflegekräfte zu entlasten. Dabei können ehrenamtliche Helfer die Situation von Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Pflegestufen verbessern. Sie können pflegebedürftige Personen bspw. bei körperlich fordernden Aufgaben oder komplexen Tätigkeiten im Alltag, wie anstrengenden Haushaltstätigkeiten, dem Einkauf oder Ausfüllen unbekannter Formulare, unterstützen. Bei Personen mit höherer Pflegestufe können ehrenamtliche Helfer sogenannte „niedrigschwellige Betreuungsleistungen“ erbringen und z. B. Demenzkranke durch Spaziergänge im Park oder gemeinsames Kochen unterstützen und so den Krankheitsverlauf verlangsamen.
Die Vermittlung von ehrenamtlichen Helfern erfolgt derzeit meist über Hilfsorganisationen oder Vereine und zielt i.d.R. auf ein langfristiges oder regelmäßiges Engagement einzelner Helfer für bestimmte hilfsbedürftige Personen ab. Auch wenn eine langfristige Bindung in vielen Fällen anzustreben ist, so besteht auch ein erhebliches Potential für schnelle, kurzfristige Unterstützungsleistungen. Dieses Potential aktuell zu nutzen, fällt aus mehreren Gründen schwer: Auf Seite der Hilfsbedürftigen ist die Definition und Kommunikation eines konkreten Hilfsbedarfs oft nicht einfach möglich. Auf Seite der Helfer besteht ebenfalls keine Möglichkeit, flexibel, spontan und zeitlich absehbar passende Hilfsbedarfe zu identifizieren. Das daraus resultierende bilaterale "Koordinationsversagen" zu beheben, ist besonders relevant, da Umfragen zeigen, dass knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland hilfsbedürftige Personen gern unterstützen würde, wobei gut zwei Drittel angeben, dies lediglich aus Zeitmangel nicht zu tun. Das hier schlummernde Hilfspotenzial kann ohne geeignete Organisationsstrukturen, aber insb. auch ohne systemische Unterstützung bei der Information und Koordination von Helfern und Hilfesuchenden nicht genutzt werden.
Die Vision des Projektes ELISE besteht in der Umsetzung eines Koordinationssystems für kurzfristiges, ehrenamtliches bürgerliches Engagement zur Verbesserung der Pflegeinfrastruktur und wohnortnaher Versorgungskonzepte durch digitale Unterstützung unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Ansprüche von Hilfesuchenden und Helfern. Das Projekt fokussiert sich auf die effektive Erfassung, Vermittlung und Kommunikation von Hilfsangeboten und -bedarfen, die die zentrale Grundlage auch für weitere digitale Forschungsansätze (z. B. Gamification, Nudging) im gegebenen Kontext darstellen. Hierbei werden folgende Teilziele verfolgt:
1) Identifikation, Analyse und Kategorisierung von Hilfeleistungen, die im Kontext kurzfristiger Pflege-Unterstützung überhaupt möglich sind.
2) Schaffung eines Organisations- und Vermittlungskonzeptes für kurzfristige ehrenamtliche Hilfeleistungen in der Pflege von der Akquirierung und Überprüfung ehrenamtlicher Helfer bis hin zur Identifizierung und Vermittlung passender Hilfsangebote und -bedarfe.
3) Identifikation, Analyse und Konzeption von Lösungen für hilfsbedürftige Personen, ihren Hilfebedarf entsprechend ihrer Möglichkeiten einfach und verständlich mitteilen zu können. Im Rahmen des sog. Universal Designs wird durch die Einbindung moderner Ansätze, wie sprachgesteuerter Schnittstellen (z. B. Alexa, Siri) oder Gestensteuerung, die Nutzbarkeit für eine möglichst große Anzahl an potenziellen Hilfesuchenden angestrebt.
4) Entwicklung technischer Lösungen (bspw. App) für hilfsbereite Bürger, um ihre Hilfe auch ohne langfristiges Engagement konkret, situationsspezifisch und entsprechend ihrer Präferenzen, wie z. B. verfügbare Zeiten und Befähigungen, anzubieten.
5) Demonstration und Evaluation des Gesamtkonzepts mittels eines einfachen Prototyps.
Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Lösung sind bisherige Erfahrungen des Antragstellers im Bereich der Gefahrenabwehr, wobei teilweise ähnliche Herausforderungen bei der Koordination spontaner Hilfeleistungen im Krisenfall untersucht und gelöst wurden. Insb. im BMBF-geförderten Projekt KUBAS (kubas.uni-halle.de) konnten bereits wichtige organisatorische und technische Erkenntnisse gewonnen werden, wie spontane, ungebundene Helfer durch eine zielorientierte, nutzerfreundliche Formulierung und Kommunikation von Hilfsbedarfen und -angeboten systemgestützt koordiniert werden können. Die Adaption von Teilergebnissen des KUBAS-Projektes, wie Vermittlungsalgorithmen oder Benachrichtigungskonzepten, erscheint daher als Ansatzpunkt für die Entwicklung einer Lösung im Bereich der ehrenamtlichen Pflegeunterstützung vielversprechend. Hierbei wird ein iteratives Vorgehen verfolgt, um möglichst frühzeitig einfache Versionen des Systems mit den Anwendergruppen testen zu können und die Lösung nach und nach den Bedürfnissen und Erkenntnissen entsprechend weiterzuentwickeln.
In Stufe zwei der Antragstellung wird die Einbindung einer lokalen Organisation mit Erfahrungen im Pflegekontext angestrebt. Kontakte und Kooperationserfahrung bestehen u. A. mit der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis. Für die Umsetzung des Projektes werden zwei Mitarbeiter/-innen benötigt. Eine Person wird schwerpunktmäßig die technische Realisierung (Ziele 3, 4 und 5) bearbeiten, die zweite die organisatorisch fachlichen Fragestellungen (Ziele 1, 2 und 5). In Bezug auf die TDG-Matrix adressiert das Projekt hauptsächlich die Phasen 1-4 des ECM sowie alle Module. Da die Aufgaben der Helfer potentiell sehr vielseitig sind, ist eine schwerpunktmäßige Zuordnung erst zur Laufzeit möglich.

Kooperationen im Projekt

Kontakt

weitere Projekte

Die Daten werden geladen ...