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Die Bedeutung von strategischem Wissen für die Erklärung migrationsspezifischer Bildungsungleichheiten in Deutschland

Projektleiter:
Projektbearbeiter:
Till Hovestadt, Hannah Glinka
Finanzierung:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ;
Für Schülerinnen und Schüler aus Zuwandererfamilien konnte wiederholt beobachtet werden, dass sie bei gleicher Leistung und sozialer Herkunft häufiger ambitionierte Bildungsentscheidungen als Kinder der Mehrheitsgesellschaft treffen. Eine mögliche Erklärung für diese Ungleichheit bildet die Ausstattung mit Wissen über das Bildungssystem, das eine wichtige Ressource im Bildungsprozess sein kann. Da Zuwandererfamilien nachweislich weniger gut über das Bildungssystem informiert sind, könnten diese Unterschiede in der Informiertheit migrationsspezifische Ungleichheiten beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe I verstärken. Im Vorhaben wurde deshalb der Frage nachgegangen, welche Bedeutung dem Wissen über das (Aus-)Bildungssystem bei der Aufklärung migrationsspezifischer Bildungsungleichheiten am ersten Übergang in die Sekundarstufe I zukommt. Damit wurde ein Erklärungsfaktor untersucht, auf den zwar oft als mögliche Ursache für bestehende Bildungsungleichheiten verwiesen wird, für den aber bislang eine umfassende Prüfung im deutschen Kontext aussteht.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden Daten der Startkohorte 2 des Nationalen Bildungspanels ausgewertet, die sich aus Kindern zusammensetzt, deren Eltern während der Grundschulzeit jährlich befragt wurden und die auch nach dem Übergang in die Sekundarstufe I weiter begleitet wurden. Als die Kinder die dritte Klasse besuchten, wurde das elterliche Wissen sowohl spezifisch für den Übergang als auch zum weiteren Bildungssystem und den dortigen Möglichkeiten erfasst.
Die Vermutung war, dass insbesondere ein Nicht-Wissen für die ambitionierten Bildungsentscheidungen zugewanderter Familien verantwortlich ist. Diese Vermutung bestätigte sich in den Analysen nicht; vielmehr war unter Berücksichtigung der elterlichen Wissensbestände ein leichter Anstieg von migrationsspezifischen Unterschieden im Besuch eines Gymnasiums zu beobachten. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass der Besuch eines Gymnasiums umso wahrscheinlicher war, wenn unter anderem Alternativen und die Voraussetzung für den Besuch eines Gymnasiums bekannt waren. Diese Wissensaspekte erwiesen sich unabhängig von dem Grad der Verbindlichkeit der Laufbahnempfehlung im Bundesland als relevant für den Besuch eines Gymnasiums.
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass migrationsspezifische, aber auch soziale Wissensunterschiede, bestehen und, dass zumindest einige der in der Studie berücksichtigten Wissensaspekte bedeutsam für die Übertrittsentscheidung sind. Dieser Befund unterstützt Bemühungen zur Verringerung von Wissensunterschieden.

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